die neue Orgel für die Thomaskirche in Würzburg-Grombühl wurde am 19. Mai 2019 eingeweiht. Für Interessenten besteht die Möglichkeit das Instrument zu besichtigen. Bitte melden Sie sich dazu bei uns.

DIE KLANGAUSRICHTUNG DER NEUEN JANN-ORGEL

in der Grombühler Thomaskirche

6. Mai 2019 – von Markus Schanze

Das Klangkonzept eines neu zu bauenden Instruments zu entwickeln, gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben unseres Standes. Während in großen Räumen Klangfülle und Stärke im Vordergrund stehen, ist der Fokus bei kleineren Kirchen auf Vielseitig-keit und Charme der Einzelstimmen gerichtet. Die neue Orgel der Thomaskirche ist im Raum sehr präsent und in Anzahl der Register nach guter evangelischer Tradition reichhaltig bemessen; die Hörer sitzen nahe am Pfeifenwerk. Um die Kirche nicht zu überfrachten, mussten wir schon bei der Berechnung aller Pfeifenmensuren, in Ver-bindung mit der technischen Anlage, bedächtig vorgehen.

Die sehr vielseitige Disposition birgt einen reichhaltigen Schatz unterschiedlichster Pfeifenbauformen und damit Klangfarben. Ziel war es nicht, den Klang einer bestimm-ten Epoche (Barock, Romantik) nachzubilden, vielmehr sollte ein zeitgemäßes Werk entstehen. Neben dem klassischen, voll ausgebauten Prinzipalchor (vom Prinzipal 8’ bis hin zur vierfachen Mixtur 1 1/3’) steht ein ebenfalls vollständiges Flötenensemble mit zwei Einzelaliquoten. Hier erklingen konische, trichterförmige, gedeckte, halbge-deckte und überblasende Pfeifen aus Holz und Metall. Zwei Register aus der Familie der Streicher, die obertönige Gambe 8’ im Hauptwerk neben einem ruhigen Salizio-nal 8’ im Schwellwerk als Gegenpart, vervollständigen den Fundus. Dieser wird durch die schwebend gestimmte Vox coelestis 8’ abgerundet. Die Rohrwerke sind durch ei-ne Oboe 8’ vertreten.

Selbst sorgfältigste theoretische Entwicklung eines passenden Klangkonzeptes und die perfekte Ausführung der technischen Anlage sind keine Garantie für guten Orgel-klang. Erst durch die Vorstellungskraft, Kreativität und handwerkliche Fertigkeit des Intonateurs entsteht ein Musikinstrument. Die Pfeifenmacher überantworten ihm und seinen Mitarbeitern hunderte stummer Orgelpfeifen, denen durch gekonnte Bearbei-tung eine Stimme eingehaucht wird. Nach Abschluss der Arbeiten in der Intonierwerk-statt wird jede einzelne Pfeife im Kirchenraum angehört und klanglich in den Raum eingefügt. Diese, viele Wochen dauernde, Aufgabe erfordert Ruhe und Konzentration.

Und deshalb klingt die Orgel der Thomaskirche so gut. Mit ihrem Prinzipalchor, den weichen Flöten, die charmanten Streichern und den Solisten kann sie alle Aufgaben in Gottesdienst und Konzert ausgezeichnet erfüllen, zur Begleitung und solistisch. Die Schwelljalousien und die vielfältigen, wohlüberlegten Spielhilfen und Koppeln erwei-tern die Möglichkeiten deutlich. Selbst ein Zimbelstern ist vorhanden. Wie in einem Chor hat jede Stimme Ihrer neuen Orgel einen eigenen starken Charakter, schließlich fügt sich alles zu einem beeindruckenden und harmonischen Klangkörper zusammen.