Burghausen Zu Unserer Lieben Frau

Opus 286 Die Orgel der Stadtpfarrkirche Zu Unserer Lieben Frau in Burghausen

01.01.2015

III / 34

erbaute im Jahre 1967 – zwei Jahre nach der Fertigstellung des Kirchenbaues – die Fa. Ludwig Wastlhuber aus Mühldorf-Mößling mit 34 Registern auf die dafür vorgesehene Betonempore. Den architektonischen Umständen entsprechend erhielt das Werk Schleifladen mit rein elektrischer Spiel- und Registertraktur und ein dem damaligen Vorstellungen kongruentes neobarockes Klangbild. Vor allem die teils unzugängliche Bauweise führte nach 45 Jahren zu einem schlechten und ungepflegten Zustand des Instrumentes, der allein schon wegen der nicht mehr den Sicherheitsansprüchen genügenden elektrischen Anlagen einer dringenden Abhilfe bedurfte. Die Planungen zu einer pflegeleichteren Aufstellung der einzelnen Teilwerke boten auch gleichzeitig die Möglichkeit, eine klangliche Neuorientierung in Richtung einer weicheren, vokal-singenden und grundtonbezogenen Intonation anzustreben.

Dank der Aufgeschlossenheit der Kirchengemeinde mit ihren zuständigen Verantwortlichen und der großzügigen Unterstützung der Stadt Burghausen konnte dieses Vorhaben 2015/16 durch die renommierte Orgelbaufirma Thomas Jann (Allkofen) realisiert werden.

Die Erweiterung der ursprünglichen Anlage um zwei Seitenwerke bildeten dabei die wesentliche Gestaltungsgrundlage in optischer, wie auch in klanglicher Hinsicht. An der linken Seitenwand über dem Eingang zur Werktagskapelle erklingt nun das Positiv mit seinem eher barocken Principalplenum auf 8’-Basis und seinen klassischen Soloregistern. Symmetrisch rechts über dem Haupteingang fand ein Solowerk mit höherem Winddruck nach englisch-amerikanischem Vorbild seinen Platz. Die vormalige Quintade 16’ des Hauptwerks wurde ersetzt durch einen Principal-16’ als majestätische Grundlage des gesamten Plenums. Vor allem durch den Einbau einer Schwebung, einer französischen Trompete (mit den beiden weiteren Zungen) erhielt auch das Schwellwerk seinen spezifischen Klang. Weitere Umstellungen einiger Register innerhalb der einzelnen Teilwerke, aber auch Verschiebungen der Mensuren – zum Teil um bis zu acht Halbtönen – führten zu einer klanglich homogenen und künstlerisch überzeugenden Einheit des Instrumentes. Markus Schanze (Fa. Jann) führte eine aufwändige Neuintonation aller Register durch, wobei einerseits jede Stimme ihre ureigenste Klangfarbe (meist mit Solocharakter) erhielt, andererseits aber auch im Sinne eines symphonischen Orchesters eine schier unglaubliche und nahezu stufenlose dynamische Bandbreite vom kaum mehr wahrnehmbaren Pianissimo bis zum gewaltigen Fortissimo möglich wurde.

Für die verschiedenen liturgischen, aber auch konzertanten Zwecke – vor allem beim Zusammenspiel mit Chor und Orchester – kann nun ein neuer, mit einem Kabel an drei Steckdosen anschließbarer, fahrbarer Spieltisch an jedem beliebigen Ort in der Kirche aufgestellt werden.

Die ausgezeichnete Leistung der Orgelbaufirma Jann, wie auch die hervorragende Zusammenarbeit aller am Projekt „Liebfrauenorgel“ Beteiligten  führte zu einem enormen Attraktivitätsgewinn des Instrumentes, das in der bereits bestens bestückten näheren und weiteren Orgellandschaft Südostbayerns einen neuen, eigenständigen und ergänzenden Akzent setzt.

Heinrich Wimmer, Altötting